Die Genehmigung zur Veröffentlichung des Originals sowie meiner deutschen Übersetzung habe ich von Frau Dr. Danièlle Gunn-Moore für meine Webseite www.ritas-birmakatzen.de 2002 schriftlich erhalten.

Erhöhte Nieren-Enzymwerte bei Birmakatzen

Dr. Danièlle Gunn-Moore / Deutsche Übersetzung (c) Rita Peitz

Seit einigen Jahren interessiere ich mich für Birmakatzen und ihre Nieren. Das begann, als ich bemerkte, daß Blutproben von anscheinend gesunden Birmakatzen erhöhte Harn- und Kreatininwerte aufwiesen. Obwohl angestiegene Harn- und Kreatininwerte normalerweise eine ernsthafte Nierenschädigung anzeigen, erschienen die betroffenen Katzen keinenfalls irgendwie krank.

Das Vorkommen von erhöhten Kreatininwerten:

Um dies weiter zu untersuchen, erstellten wir eine zukünftige Übersicht von gesunden Birmakatzen. Diese Katzen setzten sich zusammen aus Tieren, die mit Hilfe des South und South Western Birma Clubs herangezogen wurden, sowie über den Kontakt mit einer ganzen Reihe von einzelnen Birmazüchtern. Ursprünglich wurden von 112 klinisch gesunden Katzen Blutproben entnommen. Diese variierten von acht Wochen bis 12 Jahre; 78 % waren jünger als sechs Jahre, 18% waren jünger als sechs Monate; 50% waren unkastrierte Kätzinnen, 14% kastrierte Kätzinnen, 23% unkastrierte Kater und 13% kastrierte Kater. Die Katzen kamen aus 19 separaten Haushalten. Lediglich die Kreatininwerte wurden bewertet, da der Harnwert an sich variabler ist und durch die Fütterung beeinflußt werden kann.

Die Studie wies einen statistisch eindeutigen Nachweis von erhöhten Kreatininwerten bei anscheinend gesunden Katzen auf. Dieses Vorkommen schien altersbezogen zu sein, da über 80% der jünger als sechs Monate alten Birmakatzen Kreatininwerte aufwiesen, die über dem normalen Level dieses Alters lagen. Dagegen waren 30% der Erwachsenen in ähnlicher Weise betroffen.

Zukünftige Studie:

68 der Katzen wurden nach 18 Monaten noch einmal überprüft. Informationen über alle diese Katzen waren verfügbar, aber erneute Blutproben konnten von nur 43 gezogen werden. Die Gründe dafür waren, daß einige zu neuen Besitzern gezogen waren, am Tag der Blutentnahme nicht zur Verfügung standen oder aber gestorben waren. Zwei der Katzen waren an Nierenversagen gestorben.

Die Studie zeigte, daß sich bei der Mehrheit der Katzen der angestiegene Kreatininwert nur wenig im Laufe der Zeit verändert hatte. Die Stabilität der Kondition ist nachweisbar durch Versuche mit einer ganzen Reihe von Einzeltieren, deren Harn- und Kreatininwerte über einen langen Zeitraum hinweg dokumentiert wurden.

Tabelle 1 zeigt die näheren Einzelheiten von zwei Katzen, Ester und Koska, die beide im Alter von neun Jahren das erst mal zu Blutproben herangezogen wurden, und die, trotz erhöhter Harn- und Kreatinwerte, ein glückliches und langes Leben weitergeführt haben. Koska starb schließlich an Nierenversagen im Alter von fast 16 Jahren. Ester dagegen geht es immer noch gut, mit nunmehr 17 Jahren!

Interessanterweise, obwohl sich bei der Mehrheit der Fälle die erhöhten Nierenenzyme im Laufe der Zeit wenig zu ändern schienen, dürfte der Befund trotzdem eine unterschwellige Nierenkrankheit widerspiegeln. Als Erhärtung dessen entwickelten zwei der Katzen (eine 10-jährige, die andere erst 8 Wochen alt) progressives Nierenversagen innerhalb weniger Monate, obwohl sie zum Zeitpunkt des ersten Tests anscheinend gesund gewesen waren. Sie mußten euthanasiert werden. Weiterhin habe ich viele junge Birmakatzen mit klinischem Nierenversagen gesehen. Die meisten der ernsthaft Betroffenen waren unter zwei Jahre alt, die die klinischen Anzeichen oft kurz nach einer Routine-Kastration entwickelten.

In einigen Fällen, schienen ganze Familien betroffen zu sein. Als Beispiel siehe Punkt 1 aus Tabelle 2, die die Merkmale zweier verwandter Familien aufzeigen. Bei einem anscheinend gesunden Vierer-Wurf wurden bei drei der Jungtiere erhöhte Nierenenzyme im Alter von 8 Wochen festgestellt (a1, 3 und 4). Als die Jungtiere mit 6 Monaten kastriert wurden, bekamen alle vier intravenöse Mittel und Antibiotika. Zwei der Jungtiere erholten sich gut (a2 und a4), während sich die anderen beiden nur langsam erholten (a1 and a3), und eines entwickelte totales Nierenversagen innerhalb von sechs Monaten. Eine verwandte Kätzin (Schwester der Mutterkätzin) wurde mit dem gleichen Kater verpaart. Sie bekam einen Wurf mit drei Jungtieren; b1 und b2 entwickelten akutes Nierenversagen binnen eines Monats nach der Kastration. b2 sprach nicht auf unterstützende Behandlungsmaßnahmen an und starb zwei Wochen später. b1 sprach zwar grundsätzlich auf die Behandlung an, aber entwickelte chronisches Nierenversagen und mußte im Alter von einem Jahr eingeschläfert werden. Ein zweiter Wurfbruder (b3) hatte ebenfalls erhöhte Nierenenzyme, war aber am Tag der Blutprobe klinisch gesund.

Zusammenfassung:

Diese Studie legt nahe, daß viele Birmakatzen einen gewissen Grad an renaler Disfunktion aufweisen, die Anzeichen von Gesundheitsschäden ausprägen können, aber nicht müssen, und die sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln können, aber nicht zwangsläufig müssen.

Bislang war es noch nicht möglich, eine unterschwellige Krankheitsursache bei klinisch betroffenen Katzen festzustellen, noch sichere Schlüsse darauf zu ziehen, ob diese Rasse insgesamt von diesem Defekt betroffen ist. Während die klinische Bedeutung dieser Ergebnisse daher unklar bleibt, scheint es angebracht zu sein zu vermuten, daß das Vorkommen von erhöhten Nierenwerten bei sonst gesunden Birmakatzen nicht grundsätzlich als ernsthafte und fortschreitende Krankheit überbewertet werden sollte.

Trotzdem ist es angebracht, betroffene Katzen zu überwachen und die Möglichkeit einer renalen Disfunktion in Erwägung zu ziehen bei Anästhesie, Operationen oder Behandlungen bei Katzen dieser Rasse.

Dank:

Ich möchte all den Besitzern danken, die freiwillig ihre Katzen für diese Untersuchung zur Verfügung gestellt haben, dem Southern und South Western Birma Club für ihre Unterstützung, den tierärtzlichen Chirurgen, die die Blutproben ausgewertet haben sowie Mitgliedern der Universität von Bristol, die bei dieser Studie mitgeholfen haben.

Tabelle 1.
Langzeit Serum Harn- und Kreatininwerte bei zwei sonst gesunden Birmakatzen

 

Alter

Geschlecht 

Serum Harn (mmol/l)

Serum Kreatinin (mmol/l)

Esther

9 Jahre

Kastrierte Kätzin

> 50*

297

   

9.2 Jahre

 

19.3

323

 

9.5 Jahre

 

16.1

307

   

12 Jahre

 

16.2

315

   

* Esther fühlt sich beim ersten Bluttest unwohl, wahrscheinlich eine Blasenentzündung.

Sie ist jetzt eine beeindruckende, 17 Jahre alte Kätzin!

Koska

9 Jahre

Kastrierter Kater

16.2

248

 

12 Jahre

 

20.7

202

 

13.5 Jahre

 

18.4

274

 

Koska starb an Nierenversagen im Alter von 15.5 Jahren.

 

Normale Werte bei Erwachsenen:         Harnstoff  6.5-10.5 mmol/l                   

                       Kreatinin  80-150 mmol/l

 

Punkt 1.                Stammbaum einer individuellen Familie von Birmakatzen

Tabelle Nierenwerte


Tabelle 2.              Langzeit-Ergebnisse einer bestimmten Birmakatzen-Familie.

Katze

Alter

Geschlecht

Serum Harn (mmol/l)

Serum Kreatinin
(mmol/l)

Bemerkung

a Mutter

4 Jahre

weiblich

19.7

142

 

a1

8 Wochen

männlich

6.8

99

 
 

3 Monate

 

5.7

113

 
 

4 Monate

 

9.7

95

 
 

10 Monate

 

16.7

219

Kastriert, langsame Erholung

 

11 Monate

 

19.5

217

Erste Zeichen eines renalen Defekts

 

12 Monate

 

17.7

296

 
 

13 Monate

 

30.9

297

 
 

14 Monate

 

32.7

292

 
 

15 Monate

 

35.3

429

Euthanasiert.

a2

8 Wochen

männlich

9.3

75

 
 

3 Monate

 

6.1

167

 
 

10 Monate

 

10.7

141

Kastriert, erholte sich gut.

a3

8 Wochen

weiblich

14.3

93.6

 
 

3 Monate

 

7.2

146

 
 

10 Monate

 

11.6

150

 
 

+ 1 Woche

 

9.7

161

Kastriert, langsame Erholung.

 

13 Monate

 

12.5

139

 

a4

8 Wochen

weiblich

8.4

102

 
 

3 Monate

 

6.5

133

 

b1

6 Monate

Kastrierter Kater

19.4

264

4 Wochen vorher kastriert.

 

1 Jahr

 

38.4

413

Euthanasiert.

b3

1 Jahr

Kastrierter Katere

16.0

163

 
 

13 Monate

 

11.2

174

 

Normalwerte:    Harnstoff                                                          6.5-10.5 mmol/l 

                        Kreatinin           2-5 Monate altes Jungtier:          35-88 mmol/l

                                                Erwachsener:                            80-150 mmol/l

 

Dr. Danièlle Gunn-Moore,
BSc, BVM&S, PhD, MACVSc, MRCVS,
Ralston Purina Lecturer in Feline Medicine
R(D)SVS Hospital for Small Animals,
University of Edinburgh,
Easter Bush Veterinary Centre, Roslin, Midlothian, Scotland EH25 9RG

Email: Danielle.Gunn-Moore@ed.ac.uk    Tel: 0131 650 7650     Fax: 0131 650 7652